Canossa liegt im Herzen der Mathildischen Güter, in den malerischen Ausläufern des Apennins von Reggio Emilia und im Zentrum des fruchtbaren Val d'Enza, der Wasserscheide zwischen den Provinzen Reggio Emilia und Parma. Bis 1991 war die Gemeinde nach dem Hauptort der verstreuten Gemeinde, Ciano d‘Enza, benannt.
Zwischen seinen Hügeln und auf den Spitzen seiner Felsen birgt Canossa mit den mathildischen Burgen eindrucksvolle Architekturschönheiten. Sie zeugen von der Herrschaft der Großgräfin Mathilde von Canossa, der unbestrittenen Protagonistin des Mittelalters.
Seinen Namen verdankt der Ort dem bedeutendsten architekturhistorischen Zeugnis der Gegend, der Burg von Canossa. An diesem imposanten Herrensitz wurden zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert die Geschicke Europas kämpferisch ausgefochten, wobei die Auseinandersetzung zwischen Kaiserreich und Papsttum eine strategische Rolle spielte: „Der Gang nach Canossa“ ist in über dreißig Sprachen ein Synonym für Buße und Vergebung.
Die Burg von Canossa, der Mittelpunkt des mathildischen Gebiets, liegt auf einem Felsen aus weißem Sandstein, von dem aus man an klaren Tagen die Alpengipfel im Hintergrund sehen kann. Von der Burg ist nur noch die faszinierende Ruine erhalten, Herzstück der archäologischen Stätte und Schauplatz des historischen „Gang nach Canossa“. Heute beherbergt sie das kürzlich renovierte Nationalmuseum Naborre Campanili, in dem einige wertvolle Exponate ausgestellt sind, darunter ein kostbares Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert.
Die Burg wurde zum befestigten Zentrum der feudalen Macht der Attoniden, einer mächtigen Familie langobardischen Ursprungs, die mit der Markgräfin Mathilde ihre Blütezeit erlebte. Das berühmteste Bild, das mit ihrer Geschichte verbunden ist, ist das von Kaiser Heinrich IV., der im Januar 1077 am Fuße der Burg flehend auf den Empfang durch Papst Gregor VII. wartet. Im Jahr 1878 erwarb der italienische Staat die Burgruine und erklärte Canossa zum Nationaldenkmal.
Am besten lässt sich der Ort in Form einer Zeitreise ins Mittelalter kennenlernen. Dazu begibt man sich auf das reiche Wegenetz, das die wichtigsten Natur- und Geschichtsorte der Gegend miteinander verbindet, wie zum Beispiel den Sentiero Matilde. Einer der wichtigsten Fernwanderwege des toskanisch-emilianischen Apennins führt vom Dorf Ciano d'Enza in der Gemeinde Canossa bis nach San Pellegrino in Alpe in Garfagnana, vorbei an Burgen, Turmhäusern, alten Pfarrkirchen und Sandsteindörfern.
Man kann Canossa nicht verlassen, ohne ein handgefertigtes Produkt des Konsortiums „Ars Canusina“ zu kaufen. Dieses stellt Unikate her, die sich streng an den ikonografischen Kanon der mathildischen Epoche halten. Die Produktpalette reicht von Goldschmiedearbeiten bis hin zu Keramik, Terrakotta, Skulpturen, Stickereien und Textildekoration.
Typische Produkte dieser Gegend sind der Parmigiano Reggiano, der in den kleinen handwerklichen Käsereien des Gebiets nach einem seit mehr als acht Jahrhunderten dokumentierten Verfahren hergestellt wird, und der Culatello di Canossa, der von den besten Schweinen stammt und in der Umgebung von Canossa das ideale Klima vorfindet, das für eine DOT-Zertifizierung prädestiniert ist.
Außerdem durchquert die Strada dei vini e dei sapori dei colli di Scandiano e Canossa (Straße der Weine und Geschmäcker des Hügellands von Scandiano und Canossa) das Herz des mathildischen Gebiets.
Im mittelalterlichen Dorf Cerredolo dei Coppi, 4 km von der Burg Canossa entfernt, bietet der „Circolo Ippico Canossa“ eine ganzjährig geöffnete Reitschule Unterricht in englischer Reitweise, Ausritte und Aktivitäten für Behinderte an.
Das Wegenetz der Region ermöglicht auch angenehme und entspannende Mountainbike-Touren und vieles mehr.
Verpassen Sie nicht die alljährliche historische Nachstellung in Canossa am ersten Sonntag im September, bei der die berühmte Begebenheit der „Vergebung“ nachgestellt wird. Kostümierte Figuren ziehen durch die Straßen und über die Plätze und begleiten die Großgräfin Mathilde, die von berühmten Showgrößen verkörpert wird, und Papst Gregor VII. zu einem Treffen mit dem reuigen Kaiser Heinrich IV. Im Anschluss werden in den Straßen des Dorfes Pferdeparaden dargeboten und Fahnen geschwenkt.
Die Burg von Rossena, 4 km von Canossa entfernt, steht auf einem vulkanischen Felsen mit rötlicher Färbung. Von hier aus überblickt man eine einzigartige Landschaft, die von den typischen Karstverwitterungen geprägt ist.
Der herrliche, kürzlich restaurierte Turm von Rossenella in 4 km Entfernung überragt von einem felsigen Gipfel aus das Naturreservat Campotrera, das am steinigen Ufer des Flusses Enza entlang verläuft und von großem botanischem und geologischem Interesse ist.
Die berühmten Burgen werden von alten mittelalterlichen Dörfern umrahmt, darunter das bezaubernde Dorf Votigno (3,7 km entfernt), das ein buddhistisches Zentrum ist. Der „Tempietto del Petrarca“ wurde zur Erinnerung an den Aufenthalt des großen Dichters in Selvapiana (18 km entfernt) im Jahr 1343 errichtet.