Eine Tour, bei der man in 72 Stunden drei Städte und die historischen Epochen, die sie am meisten beeinflusst haben, kennenlernen kann und die sie nicht nur in ein "Freilichtmuseum" verwandeln, sondern in das lebendige Zeugnis eines bedeutenden kulturellen Erbes, das im Laufe der Jahrhunderte weitergegeben wurde.
Diese Zeitreise durch die Geschichte beginnt mit den Spuren, die die Römer in Rimini hinterlassen haben, führt über den byzantinischen Einfluss in Ravenna bis hin zu den eindrucksvollen Spuren, die das Herrscherhaus der Este in Ferrara hinterlassen hat.
Das sind viele Jahrhunderte! Am besten beginnt man...
Das römische Rimini: Die Erkundung des antiken Ariminum beginnt mit der Überquerung der Tiberiusbrücke, dem Ausgangspunkt der Via Emilia und der Via Popilia.
Sie wurde aus weißem Stein aus Istrien erbaut und verblüfft noch heute durch die Genialität ihrer Konstruktion, die ihre primäre Funktion mit der Harmonie der Formen in sich vereint.
Die zweite Station ist das Stadtmuseum, das im Jesuitenkolleg aus dem 18. Jahrhundert untergebracht ist. Im Garten befindet sich das römische Lapidarium und im Innern ein Rundgang, der Momentaufnahmen des täglichen Lebens im Rimini der Römerzeit wiedergibt.
Danach folgt das Domus des Chirurgen: Es stammt aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. und war wahrscheinlich die Wohnung eines bedeutenden Arztes mit angeschlossener Praxis. Bei den Ausgrabungen, die es ans Licht brachten, wurde eines der vollständigsten Sets an chirurgischen Instrumenten aus der Römerzeit gefunden, das heute im Stadtmuseum zu sehen ist.
Jetzt fehlt nur noch das römische Amphitheater, das im 2. Jahrhundert n. Chr. unter Hadrian errichtet wurde. Der Kaiser verfolgte die (erfolgreiche) Strategie "panem et circenses" (Brot und Spiele), um soziale Spannungen durch Momente der kollektiven Zerstreuung zu reduzieren.
Der Rundgang auf den Spuren des antiken Rimini wäre ohne zwei wichtige Stationen nicht vollständig: zum einen der Augustusbogen, der 27 v. Chr. vom römischen Senat zu Ehren von Augustus und seiner Politik errichtet wurde und die Funktion eines Eingangs-Stadttores am Ende der von Rom kommenden Via Flaminia hat; zum anderen die Porta Montanara, auch bekannt als Andreastor, die auf das 1. Jahrhundert v. Chr. zurückgeht. Der aus Sandsteinblöcken errichtete Rundbogen ermöglichte den Zugang zur Stadt für diejenigen, die von der Via Aretina (also aus Richtung Arezzo) kamen.
Diese erste Tagestour zu den Anfängen der Geschichte der Emilia-Romagna lässt sich bestens mit einem Sprung in die Gegenwart abschließen: z.B. durch Eintauchen in das Nachtleben von Rimini oder bei einem entspannten Aperitif am Meer. Denn es gilt neue Energie zu tanken für die zweite Etappe unserer Rundreise!
Das byzantinische Ravenna: Die Geschichte dieser Stadt ist untrennbar mit der Geschichte des byzantinischen Reiches verbunden, dessen Erbe immer wieder aufs Neue beeindruckt. Zahlreiche Monumente, die das Bild des Kaisers symbolisieren und verherrlichen sollen, wurden in Ravenna während der Herrschaft von Justinian und seinen Nachfolgern errichtet.
Erste Station ist die Basilika San Vitale, ein architektonisches Juwel mit achteckigem Grundriss und eines der bedeutendsten Bauwerke Italiens. Die Mosaike im Innern sind von unschätzbarem Wert, da es sich bei den dargestellten Figuren nicht um symbolische Nachbildungen von Höflingen, sondern um echte Porträts handelt. Vor allem das Gesicht der Theodora ist wahrhaft magnetisch, und es heißt, dass viele Besucher vor ihr vom Stendhal-Syndrom (wahre Verzückung und Exstase) befallen wurden.
Die zweite Station ist das angrenzende Mausoleum der Galla Placidia: In seinem Innern befinden sich die ältesten Mosaike von Ravenna, deren Thema der Sieg des Lebens über den Tod ist. Vor allem der Sternenhimmel, der auf dem Gewölbe abgebildet ist, strahlt dank des schimmernden Lichts, das durch die Alabasterfenster einfällt, eine magische Atmosphäre aus. Anscheinend konnte sich auch Cole Porter dem nicht entziehen: Der Legende nach war es der Sternenhimmel des Mausoleums, der ihn zu dem Lied Night and Day inspirierte.
Die Basilika Sant'Apollinare Nuovo enthält den größten Mosaikzyklus der Welt, der in drei verschiedene Bereiche unterteilt ist: Der oberste Bereich stellt das Leben Christi dar, der mittlere ist den Heiligen und Propheten gewidmet, während der untere den berühmten Palast Theoderichs und die Prozessionen der Jungfrauen und Märtyrer zeigt.
Die letzte Station im byzantinischen Ravenna ist die Basilika Sant'Apollinare in Classe, die etwa 8 km vom Stadtzentrum entfernt liegt. Sie ist zweifelsohne die imposanteste und majestätischste Basilika. Die Mosaiken zeigen das Antlitz Jesu in der Mitte des Kreuzes, das sich in einem Kreis befindet, in dem 99 leuchtende Sterne verewigt sind, umgeben von einer himmlischen Landschaft voller Grün, Felsen, Bäume, Blumen und bunter Vögel.
Sie können Ravenna aber natürlich nicht verlassen, ohne vorher noch etwas gegessen zu haben. Eine Empfehlung ist die typische Piadina der Romagna, eine andere die lokale Fischküche, von den traditionellen gegrillten Garnelen und Tintenfischspießen bis zu Spaghetti alle poveracce (Venusmuscheln).
Ferrara: Am dritten Tag des Rundgangs ist es an der Zeit, an die glanzvolle Zeit zu erinnern, die das Haus Este der Stadt Ferrara bescherte. Dank dieser Herrscherfamilie wurde Ferrara zu einem der lebendigsten kulturellen Zentren des 15. Jahrhunderts, und die Spuren sind noch heute sichtbar.
Die erste Station ist das Symbol der Macht der Este und noch heute ein Wahrzeichen der Stadt: das Castello Estense, das Wasserschloss der Este. Seine imposanten Mauern waren Zeuge von politischen Ereignissen, Bluttaten, Liebesaffären, literarischen Salons und künstlerischen Begegnungen. Bei einem Rundgang durch die Räume des Schlosses kann man einen Blick hinter die Kulissen in das tägliche Leben einer der bedeutendsten und aufgeklärtesten europäischen Herrscherhäuser werfen.
Um beim Thema Kunst und Wohlstand zu bleiben, geht es weiter mit dem Besuch des Palazzo Schifanoia: ein Name, ein Programm. Dieser Palast war eigentlich von Alberto V. d'Este als Ort des Müßiggangs gedacht, um die Langeweile zu vertreiben, aber Borso d'Este gab ihm den Touch, der ihn unsterblich machte. Er war es nämlich, der den Salone dei Mesi (Salon der Monate) in Auftrag gab, den größten Freskenzyklus der Renaissance mit heidnischen Motiven, in dem mehr oder weniger allegorisch die gute Regierung des Herzogs durch Mythologie und Astrologie gefeiert wird.
Unbedingt anschauen sollte man sich auch den Palazzo dei Diamanti, der von Ercole d'Este in Auftrag gegeben wurde. Auf den ersten Blick ist es nicht schwer zu verstehen, warum er so genannt wird: Die Außenfassade ist nämlich mit 8500 weißen Marmorblöcken verkleidet, eine großartige Komposition, die ein einzigartiges Spiel von Licht und Perspektive erzeugt. Im Innern beherbergt der Palazzo dei Diamanti bedeutende Wechselausstellungen, die von den Galerien für moderne und zeitgenössische Kunst von Ferrara organisiert werden, während im ersten Stock des Gebäudes die Nationale Pinakothek von Ferrara untergebracht ist.
Der Rundgang auf den Spuren der Este wäre nicht vollständig, wenn man nicht zuerst den Corso Ercole I d'Este entlanggehen würde, der von der Unesco als eine der schönsten Straßen der Welt eingestuft wird und das Ergebnis einer von Ercole d'Este angeordneten Stadterneuerung - der sogenannten Addizione Erculea - ist. Die Straße hat ihre Renaissance-Struktur mit Palästen, Toren und verzierten Fenstern bewahrt. Der wichtigste Punkt ist der so genannte Quadrivio degli Angeli, die Kreuzung, an der der Palazzo dei Diamanti, der Palazzo Turchi di Bagno und der Palazzo Prosperi-Sacrati aufeinander treffen.
Der Rundgang ist zu Ende, und in Ferrara gibt es einen besonderen Ort, um auf jeden Anlass anzustoßen: Er heißt, nicht einmal absichtlich, Al Brindisi und ist die älteste Osteria der Welt.