Oft haben die großen Geschichten, die die Identität eines Ortes ausmachen, ihren Ursprung in der Morphologie seines Territoriums. Dies ist auch der Fall in Faenza, der Heimat der Keramik, einer Kunst, die in dieser Stadt verwurzelt, aber in der ganzen Welt bekannt ist, so dass in Frankreich noch heute das Wort "Faïence" für Majolika verwendet wird.
Die Entstehung der Keramik in Faenza hängt mit den reichlich vorhandenen Lehmvorkommen in der Nähe des Flusses Lamone und mit der strategischen Lage der Stadt zusammen: Die Stadt war ein Durchgangsort für Reisende, die auf der Via Emilia unterwegs waren, aber auch für diejenigen, die aus der Toskana kamen.
In den ersten Jahrhunderten nach dem Jahr 1000 entstanden in Faenza die ersten Keramikwerkstätten, und die Stadt entwickelte sich bald zu einem bedeutenden Keramikzentrum. In dieser mittelalterlichen Phase hat die Keramik, die heute als archaisch bezeichnet wird, einfache Formen und ist für den Hausgebrauch bestimmt.
Die Technik wurde jedoch mit der Zeit immer mehr verfeinert und nahm eine bemerkenswerte chromatische und dekorative Komplexität an, die auch von byzantinischen, arabischen und orientalischen Einflüssen herrührt. Zwischen Ende des 15. und Anfang des 16. Jh. wurden die Keramiken aus Faenza mit dem typischen Pfauenfedermotiv verziert, aber auch mit menschlichen Figuren (den "schönen Frauen") sowie biblischen und mythologischen Szenen.
Mit der anschließenden Verbreitung der sog. weißen Keramiken von Faenza in der zweiten Hälfte des 16. Jh. macht die Stadt ihrem Ruhm als Hauptstadt der Keramik alle Ehre. Wir befinden uns in dieser Epoche auf dem Höhepunkt der technischen Meisterschaft, die die Majolikameister in Artefakte umsetzten, bei denen das Experimentieren mit Farben durch die Schlichtheit des Weiß ersetzt wurde.
Auch heute noch wird in Faenza das Wissen der Keramikkunst in den Werkstätten der Stadt weitergegeben, und es gibt viele Orte, an denen man Teller, Krüge, Vasen und alle typischen Produkte von Faenza bewundern kann.
Beginnen wir mit dem Internationalen Keramikmuseum von Faenza (MIC), einem der bedeutendsten Keramikmuseen der Welt und "UNESCO-Denkmal für eine Kultur des Friedens", und dem Museum Carlo Zauli, das den Werken und der Geschichte des bekannten Keramikers und Bildhauers aus Faenza gewidmet ist.
Ein Besuch in den historischen Werkstätten, der jedes Jahr von Buongiorno Ceramica organisiert wird, ist eine gute Idee, um einen Keramikmeister kennen zu lernen und zu erfahren, wie Keramik hergestellt wird. Wer hingegen sein eigenes Souvenir aus Faenza herstellen möchte, hat die Möglichkeit, an einem der Kurse teilzunehmen, die in der Stadt angeboten werden.
Schließlich gibt es noch zwei Veranstaltungen im Zusammenhang mit Keramik, die Künstler, Sammler und Liebhaber von Majolika aus der ganzen Welt in die Stadt locken: die Messe Argillà-Italia und der Internationale Wettbewerb für zeitgenössische Keramikkunst, die beide alle zwei Jahre in Faenza stattfinden.