Viele reisen auf ihr, viele feiern sie, aber nur wenige kennen die wahre Geschichte der Via Emilia, der heutigen Staatsstraße SS 9. Mehr als 2000 Jahre sind vergangen, seit unter der Leitung des Konsuls Marcus Aemilius Lepidus (187 v. Chr.) mit dem Bau begonnen wurde.
Seitdem hat keine der großen römischen Straßen das gleiche Kunststück vollbracht, die Zeit unbeschadet zu überstehen und ein Gebiet so tiefgreifend zu prägen, dass sich dieser Einfluss auf die Entwicklung und Besiedlung seiner Gemeinden auswirkte.
Nach den Berechnungen des griechischen Geographen Strabon hatte die antike Via Emilia, ausgehend vom Fluss Rubikon, eine Länge von etwa 230 km (heute sind es etwas mehr als 260 km). Sie ist eine Abfolge von langen, geraden Straßen, die sie auch heute noch charakterisieren. Abgesehen von geringfügigen Abweichungen ist der Streckenverlauf im Laufe der Zeit unverändert geblieben und führt quer durch die gesamte Emilia-Romagna von Südosten nach Nordwesten.
Die Via Emilia, die als eine der schönsten Straßen der Welt gilt, ist nicht einfach nur eine Straße. Sie ist auch ein Symbol, ein historischer, kultureller, wirtschaftlicher und identitätsstiftender geographischer Bezugspunkt, der Italien und die Emilia-Romagna seit Jahrtausenden prägt und der Region den Namen gibt, den sie noch heute mit Stolz trägt.
Die Geschichte der Via Emilia
Die Konsularstraße, die zum Teil auf einem älteren Straßensystem zwischen Adria und Tyrrhenischem Meer aufbaute, verband zunächst bereits bestehende Zentren wie Piacenza, Bologna und Rimini. Zu verschiedenen Zeiten und auf unterschiedliche Art und Weise kamen einige der wichtigsten Kunststädte hinzu, die die Emilia-Romagna noch heute prägen: die Kolonien Modena und Parma (183 v. Chr.), Reggio Emilia (175 v. Chr.), Cesena, Forlimpopoli, Forlì, Faenza, Imola und eine ganze Reihe kleinerer Ortschaften, die manchmal spontan dank der zusammenführenden Kraft der Konsularstraße entstanden.
Antiken Quellen zufolge wurde die Via Emilia auf erhöhten Dämmen gebaut, um natürliche Hindernisse entlang der Strecke zu umgehen. In den Städten wurde sie mit Großpflastersteinen oder Kopfsteinpflaster, mit Gehwegen oder Randstufen ausgeführt, außerhalb der historischen Zentren wurde sie mit Kies und Flusssteinen gepflastert. Einige Abschnitte sind auch heute noch sichtbar und begehbar, wie die Tiberiusbrücke in Rimini und die unterirdischen Gänge in Bologna. Andere hingegen kommen bei Bauarbeiten entlang dieser antiken Straßenachse zufällig zum Vorschein.
Um sich zu orientieren und genaue Informationen über die Entfernung zwischen zwei Orten zu erhalten, konnten sich die Reisenden auf die so genannten Meilensteine verlassen, die ursprünglich alle 1476 Meter aufgestellt worden waren. Entlang der Strecke standen den Reisenden eine Reihe von Poststationen (stationes) und Gasthöfen (mansiones) zur Verfügung, in denen sie die Pferde wechseln und bequem einkehren konnten. Holzbrücken und gemauerte Brücken, darunter monumentale Bauwerke wie die Tiberiusbrücke in Rimini, ermöglichten dagegen die Überquerung der Flussläufe von der Apenninkette in Richtung Ebene und Meer.