Im Po-Delta-Park nördlich von Ravenna, am südlichen Ufer der Lagune von Comacchio entlang, befindet sich einer der faszinierendsten Rad- und Wanderwege Italiens.
Er wurde 2022 durch verbesserte Zugangsmöglichkeiten und eine neue Beschilderung bereichert und führt zum faszinierenden Argine degli Angeli (Damm der Engel), einer alten Sandbank im Herzen der Lagune, die ein beliebter Aufenthaltsort für viele Vogelarten mit großen weißen Flügeln ist.
Ein idealer Ausgangspunkt für diese Tour ist das Dorf Sant'Alberto, der nördlichste Punkt des Gemeindegebiets von Ravenna.
Das Dörfchen liegt in einem Tierschutzgebiet von großem Interesse. Hier gibt es Museum NatuRa, ein Naturkundemuseum mit einer wertvollen vogelkundlichen Sammlung.
Es fungiert auch als Besucherzentrum des Po-Delta-Parks. Deshalb starten von hier aus auch Ausflüge zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Elektro-Minibus zum Entdecken des südlichen Teils der Lagune von Comacchio. Dazu gehört auch die außergewöhnliche Oase Boscoforte, in der in freier Wildbahn Camargue-Pferde leben und die von Flamingoschwärmen überflogen wird.
Als natürliche Grenze zwischen den Provinzen Ravenna und Ferrara zeigt sich der Fluss Reno in diesem Abschnitt von seiner wildesten und unberührtesten Seite. Um das Nordufer zu erreichen und unsere Tour fortzusetzen, müssen wir ihn kurz vor dem Dorf Sant'Alberto überqueren.
Hier gibt es eine malerische elektrische Seilfähre, die uns, obwohl sie nur wenige Meter zurücklegt, in ein völlig anderes und unglaubliches Szenario versetzt.
Wir fahren auf dem Damm des Flusses Reno auf der unbefestigten Straße, die zwischen dem Reno und der Lagune von Comacchio-Tälern verläuft, in Richtung Osten.
Gleich auf der linken Seite befindet sich die Oase Boscoforte, eine tausendjährige, fast unberührte Landzunge, die sich über sechs Kilometer über das Brackwasser der Lagune zieht.
Es handelt sich hier um ein Privatgebiet, das jedoch im Rahmen spezieller geführter Exkursionen besichtigt werden kann. Hier gibt es eine vielfältige Fauna und Flora, in der Tamarisken, Sumpfschilf und Queller (auch Meeresspargel oder Salicorn genannt) wachsen und grandiose rosa Flamingos, Reiher, Brandgänse, Stelzenläufer und Säbelschnäbler zu sehen sind.
Eine der faszinierendsten Erlebnisse ist jedoch der Anblick der Camargue-Pferde, die wild auf der Halbinsel umherstreifen.
Die Strecke biegt dann leicht nach Norden ab und folgt der Bucht der Lagune bis zur Volta Scirocco, einer Stelle, an der sich der Fluss Reno teilt und ein Feuchtgebiet schafft, das von der gleichnamigen beweglichen Schleuse kontrolliert wird.
Hier, wie an vielen anderen Stellen in der Lagune, kann man die charakteristischen Fischerhütten sehen, die für viele Bewohner dieser Gebiete ein beliebter Treffpunkt sind. Sie befinden sich über der Wasseroberfläche und sind mit Senknetzen zum Fischfang ausgestattet. Ursprünglich waren es ärmliche Bauten, aber im Laufe der Jahrzehnte wurden einige davon zu Luxushütten ausgebaut.
Je nach Jahreszeit kann man Meeräschen, Aale, Sardinen, Sardellen, Garnelen, Seezunge und "Bianchetti" (Weißköder) fangen.
Entlang des Radwegs wurden auch Birdwatching-Hütten errichtet, was angesichts der großen Vielfalt an Vogelarten in diesem Gebiet eine der beliebtesten Aktivitäten ist.
Dann geht es auf dem beliebten "Argine degli Angeli" (Damm der Engel) in Richtung Bellocchio weiter: eine mehr als fünf Kilometer lange Strecke, die über dem ruhigen Wasser der Lagune in der Luft zu schweben scheint und umgeben ist von Schwärmen wunderschöner Vögel.
Der Name des Dammes scheint genau darauf zurückzuführen sein: auf die Anwesenheit großer Vogelarten mit weißen Flügeln "wie Engel".
Silberreiher, Löffler oder sogar Pelikane nisteten seit Urzeiten in großer Zahl auf dieser Erhebung, die sich damit von allen anderen im Feuchtgebiet unterscheidet, die normalerweise von bescheideneren Exemplaren bewohnt werden.
Der vom Verwaltungsrat des Po-Delta-Parks einstimmig gewählte Name der Route lässt diese faszinierende Idee wieder aufleben und trägt dazu bei, den letzten Teil dieser unvergesslichen Reise noch magischer zu gestalten, da er wie ein sanfter Flug über die Lagune verläuft.
Für die Rückkehr nach Sant'Alberto kann man die Rundstrecke vervollständigen, indem man entlang der Ostseite der Lagune von Comacchio fährt und dann weiter auf der Via Romea Nord bis zur Abzweigung nach rechts in die Via Bellocchio. Diese Strecke führt allerdings über ziemlich stark befahrene Asphaltstraßen und ist nur dann zu empfehlen, wenn man im Besitz einer Radwanderausrüstung ist.
Andernfalls ist es ratsam, auf der gleichen Strecke zurückzufahren, über die man gekommen ist, und so die Lagune und die Landschaft aus einer anderen Perspektive zu genießen, diesmal in Richtung Süden.