Die Gegend von Modena beherbergt eine außergewöhnliche Anzahl von Burgen, Festungen und Palästen aus verschiedenen Epochen. Ihre Standorte sind seit jeher von strategischer Bedeutung und bieten auch aus diesem Grund oft ein herrlichen Fernblick.
Als Zeugnisse der Vergangenheit, vom Mittelalter bis zur Renaissance, erzählen diese Orte von Kriegen, Verschwörungen und Adelsgeschlechtern.
Sind Sie bereit, die Schwelle dieser alten Herrschaftssitze zu überschreiten und in ihre magische Atmosphäre einzutauchen?
Am Anfang unserer Reise, die uns von Burg zu Burg führt, entdecken wir zunächst die typische Landschaft der Po-Ebene, um danach die sanften Hügelhänge des Umlands von Modena bis zu den Apenninen zu durchqueren.
Wir starten also in Modena. Die Stadt besaß einst eine eigene Burg, in der sich heute der Palazzo Ducale, der herzogliche Palast befindet. In der prächtigen Residenz des Hofes der Este ist heute die Militärakademie von Modena untergebracht. Der Palast wurde 1634 von Franz I. an der Stelle des ehemaligen Schlosses der Este errichtet.
Wir nutzen die zentrale Lage, um auch das historische Zentrum von Modena zu besichtigen und die Piazza Grande, den Dom und den Torre Ghirlandina zu bewundern. Die prächtige romanische Anlage wurde 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Nach einem kleinen Imbiss mit lokalen Produkten geht es weiter in Richtung Norden nach Carpi, Perle der Renaissance und alter Sitz der Familie der Pio, wo uns im historischen Zentrum einer der größten und schönsten Plätze Italiens erwartet: Piazza dei Martiri. Der Platz wird überragt vom Dom Santa Maria Assunta, dem „langen Säulengang“ mit seinen 52 Bögen und auf der gegenüberliegenden Seite vom Gebäudekomplex des Palazzo dei Pio. Als echte Festung erbaut, wurde er im Laufe der Jahrhunderte durch den Bau von größeren und kleineren Türmen erweitert, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit dem endgültigen Umbau der Burg in eine fürstliche Residenz vereinigt wurden.
Wenn Sie hier einen Zwischenstopp einlegen wollen, um sich zu stärken, sollten Sie wissen, dass die gastronomische Tradition von Carpi neben den bekanntesten Modeneser Köstlichkeiten – wie Tortellini, Cotechino und Zampone g.g.A. – auch Reis, Kürbis, feinen Senf und Birnen zu bieten hat.
Wir fahren zurück in Richtung Modena, in das hübsche Städtchen Formigine, das etwa 10 km südlich der Provinzhauptstadt liegt. Die Geschichte der Stadt ist eng mit der Geschichte ihrer Burg verbunden, die sich stolz und imposant im historischen Zentrum erhebt. Auch heute noch ist Festung der Calcagnini das Wohnzimmer der Stadt, mit zahlreichen Nutzungsmöglichkeiten.
Neben mehreren Gemeindesälen und einem Restaurant beherbergt es das multimediale Archäologiemuseum, das mithilfe von multimedialen Installationen die Geschichte der Stadt nacherzählt.
In seinem Park befindet sich ein archäologischer Bereich, in dem die Überreste der alten, dem Heiligen Bartholomäus geweihten Kirche erhalten sind.
Wir setzen unseren Weg in Richtung der Hügel fort bis nach Fiorano Modenese und erreichen schließlich das nahe gelegene Castello di Spezzano. Die Burg ist mit der Adelsfamilie Este durch zahlreiche historische Ereignisse und ein geheimnisvolles Verbrechens verbunden, das die Forschung bis heute nicht aufklären konnte.
Das Castello di Spezzano ist heute auch Sitz des Keramikmuseums von Fiorano sowie der Abteilung Arbeit, einer innovativen Multimediashow, in der die Besucher den Stimmen von Männern und Frauen lauschen können, die die Geschichte der Industriekeramik besonders geprägt haben.
Weiter geht es in der nahe gelegenen Kleinstadt Sassuolo mit der Besichtigung der ehemaligen Burg, die von der Familie Este in einen Herzogspalast umgewandelt wurde, die dem Hof als moderne außerstädtische Residenz diente. Heute ist der Palast ein barockes Wunderwerk von unbestrittener Schönheit.
Vom Eingang aus führt die Scalone d'Onore (Ehrentreppe) zum Piano nobile, wo man die herzoglichen Gemächer besichtigen kann: die Bacchus-Galerie, die Wohnräume des Herzogs, den Salone delle Guardie, die stuckverzierten Gemächer sowie die der Herzogin.
Dreizehn neue Säle mit 374 Werken aus den Beständen der Galleria Estense in Modena vervollständigen den Rundgang durch das Piano nobile.
Die dem heiligen Franziskus geweihte Pfalzkapelle und die prächtige Fischerei sind Teil des Komplexes.
Am zweiten Tag machen wir uns auf den Weg zu den sanften Hügeln des Apennin: Unser erstes Ziel ist die Festung von Montese. Nach der Fahrt über eine schöne Panoramastraße (die SP4 von Vignola aus, dann die SP27) taucht sie wie ein Wächter des oberen Panaro-Tals auf, der ein weites Panorama von den Apenninen bis zur Ebene überblickt.
Die Festung ist vom Dorf Montese aus über eine gepflasterte Straße zu erreichen, die um die Mauern herumführt, und liegt auf einem mit einem üppigen Pinienwald bewachsenen Hügel. Die im 12. Jahrhundert erstmals erwähnte Burg gehörte Mathilde von Canossa und ab 1212 der Familie Montecuccoli. Heute ist hier das Geschichtsmuseum von Montese untergebracht.
Wir fahren ein Stück hinunter ins Panaro-Tal und erreichen nach einem Spaziergang durch das zauberhafte mittelalterliche Dorf Montecorone di Zocca, das sich an die sanften Hügel schmiegt, die Burg Guiglia. Die imposanten Ausmaße der Festung aus dem 14. Jahrhundert sind bereits aus mehreren Kilometern Entfernung zu sehen.
Diese Burg blickt auf eine illustre Geschichte zurück und bietet einen herrlichen Blick auf den Flusslauf und das Tal des Panaro.
Wenn wir schon in der Gegend sind, dürfen wir nicht vergessen, einen kurzen Zwischenstopp einzulegen, um eine der schönsten romanischen Pfarrkirchen der Apenninen zu besichtigen: die Pieve di Trebbio.
Zur Mittagszeit profitieren wir von den hier heimischen Gerichten Borlenghi, Crescentine (auch Tigelle genannt) sowie den köstlichen ersten Gängen, die von den Osterien und Restaurants der Gegend angeboten werden. Genießen Sie diese unbedingt in Begleitung eines guten Glases Lambrusco.
Die nächste Etappe führt an den Fluss, nach Vignola, der Stadt der Kirschen. Das Wahrzeichen von Vignola ist die Rocca, ein prächtiges Bauwerk aus dem 15. Jahrhundert, dessen Besichtigung man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Atmosphäre ist stimmungsvoll und ein Eintauchen in die Vergangenheit ist garantiert!
Das Untergeschoss beherbergt zwei prächtige Säle, die für Konferenzen und Konzerte genutzt werden. Im Erdgeschoss befinden sich die Empfangsräume sowie die in den einstigen Küchen untergebrachte Buchhandlung. Im ersten Obergeschosses sind die Adelsgemächer untergebracht, während sich in der zweiten Etage die Räume für die in der Festung stationierten Truppen befinden, die sogenannten Sale degli Armigeri. Im obersten Stockwerk befinden sich die Wehrgänge, die die drei Türme miteinander verbinden.
Bevor Sie die Stadt wieder verlassen, sollten Sie sich eine einzigartige Gaumenfreude nicht entgehen lassen: die berühmte Torta Barozzi, ein handgemachter Kuchen aus Bitterschokolade, dessen Originalrezept ein Geheimnis ist. Die alte Konditorentradition hat die Stadt berühmt gemacht.
Anschließend geht es weiter in das hübsche Dorf Castelvetro di Modena, das im Anbaugebiet des Lambrusco Grasparossa g.U. liegt, und in den Ortsteil Levizzano, wo wir die malerische Burg Levizzano besichtigen. Die Burg besteht aus einem Mauerring, in dessen Mitte sich die so genannte Torre Matildica befindet. Der Turm beherbergt heute das Rosso Graspa, ein Museum für Wein und ländliche Kultur.
Der letzte Tag unserer Reise beginnt mit einer Fahrt zu den Gipfeln des Apennins. Der erste Halt ist in Pavullo nel Frignano, wo das mächtige Castello di Montecuccolo dazu einlädt, die Burganlage zu besichtigen und den legendären Taten des berühmten Grafen Raimondo von Montecuccoli zu lauschen, der hier einst lebte. Die Burg im Herzen der früheren Provinz Frignano, die die Straßen in die Toskana bewachte, war der Sitz und das militärische Zentrum der Familie Montecuccoli, die Dutzende von Türmen und Festungen besaß.
Der feudale Wohnsitz, der heute der Gemeinde Pavullo gehört, beherbergt das CEM – Centro Museale Montecuccolo (Museumszentrum Montecuccolo), in dem die Schenkung Raffaele Biolchini (eine Sammlung von Skulpturen, Marmorwerken, Terrakotta-Kartuschen, Holzarbeiten, Gipsabgüssen, Zeichnungen und Grafiken des großen zeitgenössischen Künstlers), die Sammlung des Naturkundemuseums von Frignano sowie ein Gemäldezyklus mit 58 Gemälden des aus Pavulla stammenden Künstlers Gino Covili (1918-2005) ausgestellt sind.
Anschließend lassen wir den Nachhall alter Schlachten hinter uns und fahren hinauf in den Hochapennin, genauer gesagt in das hübsche Städtchen Sestola, einem wichtigen Wintersportort der Emilia-Romagna am Fuße des Monte Cimone. Hier erhebt sich das Castello di Sestola, das von einem hohen Felssporn aus den Ort und die darunter liegenden Täler beherrscht. Die von imposanten Mauern aus dem 16. Jahrhundert geschützte Burg beherbergt heute die Burgmuseen. Außerhalb der Burgmauern gibt es mehrere Routen mit herrlichen Aussichten.
Zur Mittagszeit legen wir in der Gegend eine kulinarische Rast ein. Aufgetischt werden in den Dörfern des Modeneser Apennins einzigartige gastronomische Spezialitäten, die mit der lokalen Bergtradition und den typischen Waldprodukten wie Pilzen und Kastanien, aber auch mit der Heidelbeere des Modeneser Apennins und dem exquisiten handwerklich hergestellten Mandelkrokant aus Frignano verbunden sind.
Weiter geht es auf die andere Seite des Cimone entlang der SP324 mit ihren eindrucksvollen Kurven und weitreichenden Panoramablicken.
Wir machen eine kurze Pause in der Gegend von Pievepelago, wo von der Spitze eines Felsvorsprungs aus die Burg von Roccapelago über uns thront. Sie war einst Wohnsitz des legendären Obizzo da Montegarullo, eines mächtigen Lehnsherren von Frignano. Einige Teile der Festung sind noch intakt, wie die Ringmauer und die Wachstube.
Im Jahr 2011 wurde in der Krypta der Kirche ein überraschender Fund von mehr als 300 Leichnamen gemacht, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert hier begraben worden waren. Fast 100 von ihnen waren mumifiziert. Mumien und Grabbeigaben sind heute im Burgmuseum in der Ausstellung mit dem Titel „Auf den Spuren von Obizzo da Montegarullo“ ausgestellt.
Schließlich geht es weiter nach Montefiorino, einer Stadt mit einer faszinierenden Vergangenheit, die ein Muss für Geschichts- und Naturliebhaber ist. Montefiorino liegt in einer Naturlandschaft von außerordentlicher Schönheit, zwischen den Gipfeln des Monte Cimone und des Monte Cusna, und ist der Hauptort des oberen Secchia-Tals.
Im Mittelpunkt unseres Besuchs steht die gewaltige Festung, die heute das Museum der Partisanenrepublik beherbergt, eine der wichtigsten Ausstellungen Italiens über die Resistenza. Die Geschichte der Republik Montefiorino, die vom 18. Juni bis zum 2. August 1944 bestand, wird anhand von zahlreichen Artefakte aus dieser Zeit, wie Waffen, Uniformen, Dokumente und Alltagsgegenstände, sowie Stimmen der Protagonisten, deren Erzählungen in Filmaufnahmen festgehalten sind, dokumentiert.
Wer vor der Rückkehr ins Tal noch etwas Zeit übrig hat, sollte das typische Produkt dieser Gegend nicht außer Acht lassen: Der Trüffel aus dem Dolo- und dem Dragone-Tal ist in den Geschäften des Dorfes in seinen verschiedenen Verarbeitungen und kulinarischen Ausprägungen erhältlich und kann in den örtlichen Restaurants gekostet werden.