Wer sich für Zeitgeschichte interessiert, kann nicht anders, als von den Überresten der großen Architektur des Regimes fasziniert zu sein, deren Überreste in der gesamten Romagna noch deutlich sichtbar sind.
In der Zeit des Faschismus wurden das Gebiet und die historischen Zentren von Städten wie Forlì, Castrocaro Terme und Predappio, dem Geburtsort von Benito Mussolini, durch neue und strenge Regulierungspläne mit ehemaligen Ferienlagern, Kliniken, Kriegsindustrien, Kirchen und sogar Privatvillen umgestaltet, was unauslöschliche Spuren hinterließ, die noch heute sichtbar sind.
Die architektonischen und städtebaulichen Eingriffe zielten darauf ab, durch die Aufwertung der wirtschaftlichen und touristischen Merkmale dieses Viertels ein Modell des Fortschritts und der Modernität zu schaffen, das für ganz Italien einen Bezugspunkt darstellen sollte.
Forlì war eine Art Versuchslabor für die Architekten des Regimes, die hier die perfekte faschistische Stadt errichten wollten.
Die Zeichen dieser Zeit sind noch immer deutlich sichtbar, wenn man den Rundgängen folgt, die an den wichtigsten Stätten der totalitären Architektur jener Zeit vorbeiführen. Man kann am Bahnhof, dem monumentalen Piazzale della Vittoria, dem Kriegsdenkmal, dem Luftfahrtinstitut, dem Balilla-Haus, dem Technischen Institut für Industrie und, in Richtung Zentrum, dem Postgebäude, dem Gebäude der Staatskanzlei und dem Justizpalast beginnen.
Um die Zahl der Touristen, die die Heimat des großen Führers besuchen, zu erhöhen, hat Mussolini auch in der kleinen Stadt Castrocaro Terme bedeutende Maßnahmen ergriffen.
In kurzer Zeit erlebte der Kurort dank des Baus neuer Einrichtungen, die noch heute besichtigt werden können und funktionstüchtig sind, eine neue Saison: der Padiglione delle Feste e del Divertimento (Fest- und Vergnügungspavillon), das Stabilimento Termale (Thermalbäder), das Grand Hotel und der Palazzo Piancastelli, die alle mit malerischen Dekorationen und Keramiken der berühmten Fornaci Chini aus Borgo San Lorenzo geschmückt sind.
Heute sind die Thermen von Castrocaro eines der beliebtesten Thermalbäder Italiens und bieten ihren Gästen zahlreiche Lösungen und Angebote.
Predappio, eine kleine Stadt 15 km von Forlì entfernt, im Herzen des Rabbi-Tals, ist ebenfalls ein Beispiel für diese rationalistischen Tendenzen.
Hier verwirklichte Benito Mussolini zwischen 1925 und 1940 eines seiner zahlreichen Projekte zur Feier der Macht, indem er die Stadt vollständig umbaute, um ihre "volkstümlichen" Ursprünge vor den Augen aller Italiener zu idealisieren.
Heute ist die Stadt ein wahres Stadtmuseum, ein originelles Zeugnis der urbanen und architektonischen Stile, die während des Ventennio (der zwanzig Jahre des Faschismus) in Mode waren, untersucht und kuratiert von international anerkannten Experten.
Entlang der Hauptallee (Via Roma), die die Stadt in zwei Hälften teilt, experimentierten die faschistischen Architekten mit innovativen städtebaulichen Lösungen. So stößt man auf das ehemalige Albergo Appennino, das gebaut wurde, um die Pilgerströme nach Predappio zu beherbergen, auf das Postamt, den Lebensmittelmarkt, die Wirtschaftshäuser für Beamte, den Palazzo Varano bis hin zum monumentalen Casa del Fascio (Haus der faschistischen Partei) mit seinem "virilen und sehr modernen" Littoria-Turm.
Über die Grenzen der Provinzen Forlì und Cesena hinaus gibt es in der Emilia Romagna viele Städte, in denen noch Reste der rationalistischen Architektur erhalten sind. Eine besondere Erwähnung verdient das kleine Tresigallo, auf halbem Weg zwischen Ferrara und den Comacchio-Tälern.
Zwischen den Küsten und dem Hinterland der Romagna gibt es auch In Loco, ein Freilichtmuseumsprojekt, das der Erinnerung an die Architektur des Faschismus und des frühen 20. Jahrhunderts gewidmet ist: Es gibt keine Eintrittskarten, keine Mauern und keine vertraulichen Dokumente, sondern nur verlassene öffentliche und private Orte, über die man mehr erfahren kann.