Bologna wird die Rote genannt, aber auch... die Blaue. Wenn Ihnen dieser Spitzname nicht bekannt ist, kein Problem!
Denn wir beziehen uns hier auf einen weniger bekannten Aspekt der Hauptstadt: ihre Beziehung zum Wasser, das im Laufe der Jahrhunderte für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt unverzichtbar war.
Im 12. Jahrhundert wurde ein Netz von künstlichen Kanälen angelegt, um die zahlreichen Mühlen, Gerbereien und Spinnereien der Stadt zu versorgen. Die unmittelbare und rechtzeitige Verfügbarkeit von Wasser trug zum Wohlstand der örtlichen Fertigungsindustrie bei und machte Bologna zum wichtigsten Textilzentrum Italiens.
Heute sind die meisten Kanäle zugeschüttet worden, aber wir können immer noch zahlreiche Orte besuchen, die uns das "Bologna der Wasserläufe" dank der Ortsnamen und wunderschönen Ausblicke wiedererleben lassen.
Mit dem Segen des Meeresgotts verlassen Sie die Piazza Nettuno und gehen durch die Straßen des Zentrums bis zur Via Oberdan. Zwischen den Gebäuden der Straße verläuft der Canale delle Moline (Mühlenkanal), so genannt wegen der 15 großen Getreidemühlen, die bereits im 15. Jh. von ihm angetrieben wurden. Auf der rechten Seite der Straße kann man die Häuser bewundern, die einst den Müllern gehörten, ein seltenes Beispiel für den Baustil der Handwerkerhäuser des 16. Jh.
In der nahe gelegenen Via Piella befindet sich einer der eindrucksvollsten Aussichtspunkte der Stadt, der ihr den Beinamen "Klein-Venedig" eingebracht hat: Es handelt sich um die kleine und berühmte Finestrella (Fensterchen), von der aus man einen herrlichen Blick auf das zwischen den Häusern dahinfließende Wasser des Kanals genießen kann.
Weiter in westlicher Richtung stößt man auf die Via Riva di Reno, deren Name auf den gleichnamigen, heute zugeschütteten Kanal zurückgeht. An der Hausnummer 72 finden Sie die ehemalige Manifattura Tabacchi (Tabakmanufaktur), in der heute die Cineteca di Bologna untergebracht ist. Das imposante Jugendstilgebäude wurde 1801 in eine Tabakfabrik umgewandelt. Die Position direkt am Kanal ermöglichte es, das Wasser für die Mühlsteine zu nutzen, die die Tabakblätter zerkleinerten. Ein Stück weiter, in der Mitte der Straße, sind noch einige "mechanische Kämme" zu sehen, die dazu dienten, die von der Strömung mitgeführten Verunreinigungen aufzufangen.
In der Nähe befindet sich der Parco del Cavaticcio, der einen Besuch wert ist. Dieser Kanal, der möglicherweise schon von den alten Römern zu hygienischen oder defensiven Zwecken genutzt wurde, diente der Versorgung des angrenzenden Flusshafens der Stadt, der in der zweiten Hälfte des 16. JH. gegründet wurde und folglich auch dem Navile-Kanal.
Neben dem Park befindet sich das Salara-Gebäude, das Ende des 18. Jh. erbaut und zwischen 1991 und 1995 renoviert wurde und einst als Lager für das Salz aus Cervia diente. Es ist das einzige erhaltene Gebäude des alten Hafens der Stadt.
Die Tour durch das Bologna der Wasserläufe setzt sich in der Via della Grada fort, wo sich die Konsortien des Reno- und des Savena-Kanals befinden, die in einem alten Gebäude untergebracht sind, in dem sich im 17. Jh. eine historische Gerberei befand.
Die Straße verdankt ihren Namen dem imposanten Gitter, das die Einmündung des Reno-Kanals in die Stadt markiert. Die "Grada" wurde im 14. Jh. gebaut, um das Eindringen von Verunreinigungen zu verhindern, das die Wasserräder innerhalb der Stadtmauern hätte beschädigen können. Im Gegensatz zu den anderen Kanälen konnte man die Grada del Reno öffnen. Das Wasser des Kanals wurde für den Transport von Baumstämmen aus dem Apennin zu den Sägewerken der Stadt genutzt.