Die Riviera von Rimini besteht nicht nur aus dem Meer: Im Hinterland liegen die herrlichen Täler der Flüsse Conca und Marecchia, wo die unendlichen Grüntöne von historischen und künstlerischen Zeugnissen unterbrochen werden, die die Städtchen und Dörfer dieser Gegend einzigartig machen.
Die heutige Route „Malatesta & Montefeltro“ führt durch die Ländereien, die zwischen dem Mittelalter und der Renaissance zwischen Sigismondo Pandolfo Malatesta, Herr von Rimini, und Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino, umkämpft waren.
Die auf der Strecke liegenden Festungen und befestigten Dörfer erzählen von der bewegten Vergangenheit dieser beiden Adelsfamilien. Diese waren durch eine Rivalität, die bis zum Tod andauerte und in die alle mächtigen Familien der italienischen Halbinsel verwickelt waren, schicksalhaft miteinander verbunden.
Die Route zur Entdeckung von Malatesta & Montefeltro beginnt in Rimini, genauer gesagt in Castel Sismondo, der Burg von Sigismondo Pandolfo Malatesta. Der Bau von Sigismondo begann am 20. März 1437, dem vorletzten Mittwoch der Fastenzeit, um 18.48 Uhr: Tag, Stunde und Minute wurden mit äußerster Sorgfalt festgelegt, indem die Hofastrologen zu Rate gezogen wurden.
Seine heutige Form vermittelt nicht mehr ganz die Vorstellung von seiner Majestät im Jahr 1446, dem Jahr seiner Fertigstellung; dennoch ist es unmöglich, sich dem Eindruck der großen viereckigen Türme zu entziehen, die ihn umgeben und die sich einst aus dem tiefen Graben erhoben. Im Inneren befindet sich der Palazzo Isotta, ein Gebäude, das wahrscheinlich als Wohnsitz für Isotta degli Atti errichtet wurde, eine junge Geliebte, die später seine dritte Frau wurde. Heute beherbergt das Schloss das Fellini-Museum.
Spuren der aufrichtigen Liebe ohne politische Interessen, die Sigismondo mit ihr verband, finden sich vor allem im Malatesta-Tempel, der zu Ehren der Malatesta-Linie errichtet wurde und in dem der Herr von Rimini sogar die Initialen S und I wiederholt und für immer verschlungen eingravieren ließ. Der Tempel wurde aufgrund des Niedergangs der Malatesta-Familie nie vollendet, aber im Inneren sind zwei Meisterwerke der Weltkunst zu bewundern: ein Fresko von Piero della Francesca und das Rimini-Kruzifix von Giotto aus dem Jahr 1300.
Die zweite Etappe führt in das nahe gelegene Cesena, wo man zwei unschätzbare Zeugnisse aus der Zeit besichtigen kann, als Sigismondo Malatesta und Federico da Montefeltro Zeit, Geld und Energie darauf verwendeten, sich gegenseitig zu bekämpfen.
Die Rocca Malatestiana, auf dem Gipfel des Hügels Garampo gelegen und vom „Parco della Rimembranza“ (Park der Erinnerung) umgeben, ist eine Festung, die zur Verteidigung der Stadt Cesena errichtet wurde. Von hier aus kann man am Horizont die Hügel von Bertinoro und Monte Maggio sowie das historische Landwirtschaftsmuseum im Turm „Femmina“ (Weibchen) sehen.
Der Turm „Maschio“ (Männchen) hingegen wird für thematische Ausstellungen von Keramik- und Majolika-Arbeiten genutzt, die bei archäologischen Ausgrabungen im historischen Zentrum gefunden wurden. Die beiden Türme sind durch eine Reihe von inneren Wehrgängen miteinander verbunden. Aber Vorsicht, wenn Sie den unheimlichen „Korridor der Geister“ durchqueren: Einst befanden sich dort die Gefängnisküche, die Büros und das Wachhaus, doch in letzter Zeit kam es immer wieder zu unerklärlichen paranormalen Phänomenen ...
Von hier aus führt die Route weiter zur Biblioteca Malatestiana, die als „Herzstück der Kultur der Romagna“ bezeichnet wird. Sie wurde Mitte des 15. Jahrhunderts gegründet und ist eine Klosterbibliothek von besonderer historischer Bedeutung. Sie hält zwei absolute Rekorde: Sie war die erste Stadtbibliothek in Italien und in Europa und ist das einzige Beispiel einer humanistischen Klosterbibliothek, deren Gebäude, Ausstattung und Bücher in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben sind.
Nach einem Tag im Zeichen der Kultur und dem Erbe der Malatesta ist es an der Zeit, das Nachtleben von Cesena zu genießen, bevor es am zweiten Tag der Reise gleichsam in einer Tour de Force weiter nach Sorrivoli, Montefiore Conca und Montegridolfo geht.
Gourmet-Noten, denen keiner wiederstehen kann: Cesena ist eine der unbestrittenen Hauptstädte der „Piadina romagnola“. Sie brauchen nur an einem der zahlreichen Kioske der Stadt anzuhalten, um eine nach alter Tradition hergestellte Piadina zu probieren. Ein einfacher und praktischer Tipp, um ihren unvergleichlichen Duft zu genießen: Essen Sie sie heiß, nicht länger als drei Minuten nach dem Backen.
Am zweiten Tag machten wir uns auf den Weg nach Sorrivoli: Das 98 Einwohner zählende Dorf ist Schauplatz eines der bedeutendsten Marionettenfestivals der Welt und einer Burg, die den Erzbischöfen von Ravenna gehörte und 1237 an die Malatesta überging.
Von Sorrivoli geht es weiter nach Montefiore Conca, einem der schönsten Dörfer Italiens. Hier befindet sich ebenfalls eine Malatesta-Festung: Montefiore ist die faszinierende mittelalterliche Hauptstadt des Conca-Tals und einer der Orte der Signoria der Malatesta, die unversehrt erhalten geblieben sind.
Die Festung, ein steinerner Wachposten von strenger und imposanter Geometrie, steht auf einem Felssporn, von dem aus man an klaren Tagen bis zur kroatischen Küste blicken kann. Das Panorama reicht von der Adriaküste Ravennas bis Fano.
Bei der Besichtigung der Innenräume kann man einen gesellschaftlichen Querschnitt durch das mittelalterliche Leben auf der Burg in seinen vielen Facetten erleben: Alltag, Hofleben, Handwerk und militärische Aktivitäten.
Vor allem jedoch erzählt die Festung von Montefiore Conca die romantische und überwältigende Liebesgeschichte zwischen Costanza Malatesta und Ormanno, einem Ritter aus einem entfernten Herzogtum in Oberalemannien.
Nachdem wir Montefiore Conca hinter uns gelassen haben, ist es an der Zeit, das letzte Etappenziel dieser Route in dem zwischen den Familien Malatesta und Montefeltro umstrittenen Gebiet zu erreichen: Montegridolfo.
Dieses Dorf mit etwas mehr als 1.000 Einwohnern ist das Sinnbild für den Streit zwischen den beiden Adelsfamilien. Aufgrund seiner Lage im Grenzgebiet stand Montegridolfo im Laufe der Jahrhunderte unter dem Einfluss sowohl des Herzogtums Montefeltro als auch der Malatesta-Familie und wurde im Laufe der Jahre zum Gegenstand von Zusammenstößen und militärischen Auseinandersetzungen. Gerade wegen dieser Verteidigungsfunktion wurde Montegridolfo als „cassero“, als rechteckiges Dorf mit einem Turm zur Verstärkung der Mauern, geplant und gebaut.
Hier befindet sich auch das „Museo della Linea dei Goti“ (Museum der Gotenstellung). Es erinnert mit zahlreichem Material an das Durchbrechen der Front zwischen Ende August und Anfang September 1944 durch die Alliierten. Es werden verschiedene Waffen und Relikte der gegnerischen Armeen ausgestellt.
Wie kann man diesen Streifzug durch die Geschichte der Romagna am besten abschließen? Natürlich zu Tisch: Die Osterien in diesen Hügeln bereiten ausgezeichnete Tagliatelle mit Fleischsauce und Pilzen zu.