Fiorano Modenese ist eine Gemeinde in der Provinz Modena, die 18 km südlich des Stadtzentrums von Modena am Fuße des Vorgebirges liegt, mit den faszinierenden "Calanchi", einer Art Mondlandschaft, gebildet aus hellen Lehmbergen, dahinter. Sie hat eine sehr alte Geschichte, die mehr als 7000 Jahre zurückreicht, lange vor der Ankunft der Etrusker, Kelten und Römer.
Die ersten Bewohner, die sich hier in der Jungsteinzeit niederließen, brachten die Kultur hervor, die später als "Fiorano-Kultur" bekannt wurde. Aus dieser Zeit stammen die zahlreichen Keramikfunde, die in jüngster Zeit gemacht wurden und im Keramikmuseum von Spezzano aufbewahrt werden. Aus dem Mittelalter hingegen stammt die erste Befestigung, ein Dorf auf dem Hügel von Spezzano, das bis zum Fuß des Hügels reichte, auf dessen Ruinen im 17. Jh. die Wallfahrtskirche der Heiligen Jungfrau der Burg errichtet wurde, eine monumentale Basilika, die auch von der Provinzstraße Modena-Sassuolo aus gut zu sehen ist und nach den Fresken der Madonna mit Kind benannt ist, die für die örtliche Gemeinde noch heute von großer Bedeutung ist. In den 1960er Jahren wurde Fiorano Modenese zum Produktionszentrum des Keramikbezirks, der weltweit führend in der Herstellung von Keramikfliesen für den Bau und die Stadtplanung ist.
Das sympathische Provinzstädtchen Fiorano ist in der ganzen Welt für seine Keramikproduktion bekannt, der ein Museum gewidmet ist, das Keramikmuseum, das man sich nicht entgehen lassen sollte und das sich im Innern der faszinierenden Burg von Spezzano befindet, zusammen mit der Acetaia Comunale (städtischen Essigmanufaktur) für "Aceto balsamico tradizionale" im fünfeckigen Turm, die aus drei Faßbatterien besteht, und einem wertvollen Bilderzyklus aus der Renaissance.
Fiorano hat außerdem einen berühmten Ehrenbürger, den mythischen Enzo Ferrari, der durch zahlreiche Werke italienischer und ausländischer Designer, die im Keramikmuseum ausgestellt sind, hier gefeiert wird. Da die Ferrari-Teststrecke in Fiorano liegt, wird sie auch "Stadt der Motoren" genannt. Das sind sicherlich zwei gute Gründe, um in diese Gegend zu fahren, aber es gibt noch einen dritten, der mit den besonderen Erlebnissen zusammenhängt, die Sie in der Umgebung machen können.
Auf den Hügeln befindet sich nämlich das Regionalreservat Salse di Nirano, eine geologische Stätte von besonderem Interesse, da es hier ein einzigartiges Phänomen zu bestauenen gibt, die "Schlammvulkane".
Die Wallfahrtskirche der Heiligen Jungfrau der Burg und der Ort
Diese Wallfahrtskirche ist ein wunderschönes Beispiel der Barockarchitektur und wurde im 17. Jh. auf Geheiß von Francesco I. d'Este nach einem Entwurf von Bartolomeo Avanzini, dem Architekten des Palazzo Ducale in Sassuolo, erbaut. Sie beherrscht den Hügel von Fiorano an der Stelle, an der sich einst die alte Burg erhob. Sie ist das Symbol der Stadt und ein visueller Anhaltspunkt für alle, die aus der Ebene hier hoch kommen.
Neben dem charakteristischen Ort hat sich um die Wallfahrtskirche herum eine bedeutende Wallfahrtstradition entwickelt, in deren Mittelpunkt das Fest des 8. Septembers steht, das historische Fest zu Ehren der Schutzpatronin der Stadt, zum Gedenken an die Geburt der Jungfrau Maria.
Die Basilika hat einen Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes, eine elegante zentrale Kuppel, zwei Glockentürme und zwei Sakristeien. Vor der Wallfahrtskirche befindet sich der nach Johannes Paul II. benannte Platz mit einer Bronzestatue des Papstes, an der die letzte Etappe des Weges der Seligpreisungen endet. Hier befindet sich auch ein archäologischer Ausgrabungsbereich, in dem die Reste der Mauern der alten Burg erhalten sind, die für den Bau der Wallfahrtskirche eingerissen wurde. Ein schöner Spaziergang führt dann zwischen den Häusern des historischen Dorfes "il Sasso" hindurch und folgt dem Themenweg "s/Viste", der aus 13 großen Keramikplatten besteht, die an den Mauern des alten Dorfes angebracht sind, und der mit der ersten auf der Piazza Ciro Menotti, dem zentralen Platz von Fiorano am Fuße des Hügels, beginnt.
Das Denkmal zu Ehren von Gilles Villeneuve
Es befindet sich an der gleichnamigen Straße, die zur Rennstrecke von Fiorano führt, der Teststrecke von Ferrari.
Hier, wie in der gesamten Provinz, kann man die bekanntesten Modeneser Köstlichkeiten probieren, wie Parmigiano-Reggiano DOP, Lambrusco, Zampone, Cotechino, Prosciutto, frische gefüllte Pasta, Gnocco Fritto, Crescentina, Lambrusco und Balsamico-Essig DOP und IGP. Dann gibt es noch einige landwirtschaftliche Produkte, die hier eine lange Tradition haben: Artischocken, Kapern und Feigen.
Artischocken, die kalkhaltige, sonnenbeschienene Böden bevorzugen, waren das typische einheimische Erzeugnis der Gemüsegärten auf den Hügeln oberhalb der Wallfahrtskirche von Fiorano. Einst bedeckten die Artischockengärten die gesamten Hänge der Hügel von Fiorano, und einige lokale Familien setzen die Produktion auch heute noch fort. Auch die Kapern-Pflanze liebt kalkhaltige Böden und wächst an den sonnenbeschienenen Wänden von Steinhäusern. Man findet sie an den Mauern der Burg von Nirano und der Wallfahrtskirche von Fiorano. Ihre Knospen, eingelegt in Salz oder Essig, ergänzen traditionelle lokale Gerichte wie die Salsa Verde zu Siedfleisch. Schließlich waren weiße und schwarze Feigen in der Vergangenheit ein wichtiges lokales Produkt, und viele dieser Pflanzen sind noch heute auf den Naturpfaden der Salse di Nirano (Schlammvulkane) zu finden.
Maggio Fioranese (Mai)
Der Maggio Fioranese (Mai in Fiorano) nimmt den ganzen Monat Mai ein und besteht traditionell aus einem reichhaltigen Veranstaltungskalender, der zahlreiche kulturelle Events, Vorführungen, Märkte, Verkaufsstände, Essensstände, Vereine auf dem Platz, Sportwettbewerbe, Tanz- und Musikveranstaltungen umfasst.
Fest am 8. September
Das Fest am 8. September ist ein 300 Jahre altes traditionelles Fest, das Tausende von Pilger nach Fiorano lockt, und zwar bis Mitternacht, wenn auf dem Hügel ein außergewöhnliches Feuerwerk entzündet wird, das von der ganzen Ebene aus sichtbar ist. In der Wallfahrtskirche finden zahlreiche religiöse Feiern statt, und es besteht die Möglichkeit, zum Gnadenbild der Madonna hinaufzusteigen, die den Pilgern Gnaden aller Art zuteil werden lässt. Die Besucher werden von Ständen und traditionellen Speisen empfangen.
San-Rocco-Messe (14.-16. August, Spezzano)
Die traditionelle und jahrhundertealte Landwirtschaftsmesse von San Rocco findet jedes Jahr im August in Spezzano statt. Eine Veranstaltung mit kulinarischen Highlights, Vorführungen, Musik, Ausstellungen, einer Parade von alten und modernen landwirtschaftlichen Fahrzeugen, einem Markt und Ausstellungen von Geländewagen. Am 16. August, dem Tag des Heiligen Rocco, wird auf dem Kirchhof des Oratoriums eine Messe mit Segnung der Traktoren und der traditionellen Parade gefeiert.
Das Ennesimo Film Festival (Mai)
Das 2015 ins Leben gerufene Festival wird jedes Jahr Anfang Mai im Kino Astoria in Fiorano veranstaltet. Ziel des Festivals ist es, das Wissen über die Filmkunst zu verbreiten, die Welt der Kurzfilme dem Publikum näher zu bringen und die verschiedenen Trends des zeitgenössischen Kinos auf internationaler Ebene zu zeigen.
Piazze #sodinonsapere (Anfang Juni)
Es handelt sich um eine dreitägige Veranstaltung auf den Plätzen der Stadt mit einem umfangreichen Programm an Begegnungen und Debatten zu aktuellen Themen. Denker, Journalisten, Musiker und andere Vertreter der Welt des Wissens treffen sich auf den Plätzen, im Theater Astoria und in der Bibliothek Bla in Fiorano, um über aktuelle Ereignisse zu berichten und aktuelle Themen zu interpretieren.
Night Notes (zwischen Juli und August)
Vor der nächtlichen Kulisse des Innenhofs der Burg von Spezzano findet jedes Jahr zwischen Juli und August eine Reihe von Musikveranstaltungen statt.
Die Burg von Spezzano, die wahrscheinlich im 11. Jh. als Teil des Verteidigungssystems von Mathilde von Canossa erbaut wurde, wurde in der Renaissance von der Familie Pio di Savoia in einen Adelspalast umgewandelt und mit einem Säulenhof und Freskenzyklen versehen. Von besonderem Wert ist die Sala delle Vedute (Saal der Ansichten), die auf den prächtigen Innenhof blickt und um 1596 von Cesare Baglione ausgemalt wurde: Sie stellt fast eine Fotografie des Gebiets im 16. Jh. dar, auf der 57 Orte des Pio-Domizils mit ihren Dörfern und Burgen abgebildet sind. Im ersten Stock befindet sich die Galleria delle Battaglie (Galerie der Schlachten), ein Zyklus von Tafeln, die vorgeben, Wandteppiche mit Schlachtszenen zu sein.
In der Burg ist das Keramikmuseum von Fiorano untergebracht, das die Räume im ersten Stock und im Untergeschoss einnimmt. Hier kann man die Geschichte der Menschen nachvollziehen, die zur Entstehung des Keramikviertels und zur Herstellung von Fliesen, dem weltweit führenden Produkt der Region, beigetragen haben. Wenn Sie Ihren Besuch mindestens vier Tage im Voraus buchen, können Sie ihn mit einer geführten Verkostung kombinieren, bei der Sie den traditionellen Balsamico-Essig aus Modena IGP in verschiedenen Reifegraden kennen lernen.
Das Keramikmuseum von Spezzano
Das Keramikmuseum veranschaulicht die Geschichte der keramischen Produktionstechniken vom Neolithikum bis heute anhand von experimentellen archäologischen Rekonstruktionen von Gegenständen, Werkzeugen und Brennöfen: von den Feuerstellen zum Brennen von Töpfen bis zur Hand-Töpferscheibe, von Ziegelformen bis zu anderen Töpferwerkzeugen. Die moderne Abteilung zeigt die Entstehung und Entwicklung der Industrialisierung und die ersten Schritte der Mechanisierung. In der zeitgenössischen Abteilung hingegen erzählen Exponate wie Förderbänder die Geschichte des Serienprodukts "Fliese" von der Vorkriegszeit bis zum Jahr 2000.
Die Zeitgenössische Sammlung ist eine Sammlung von keramischen Werken italienischer und ausländischer Künstler und Keramiker, die für Design, Architekturkeramik und Innovation stehen. Die Abteilung "Arbeitskräfte" im Untergeschoss der Burg schließlich ist eine Multimedia-Ausstellung, die aus immersiven Projektionen und hörbaren Zeugnissen der Menschen besteht, die in den Fabriken arbeiteten. Eine Zeitreise zwischen Maschinen, Tischen, sprechenden Fliesen und den Arbeitern, die sie produzieren, in Begleitung eines virtuellen Führers.
Das Naturreservat Salse di Nirano
Das 1982 gegründete Naturreservat der Salse di Nirano erstreckt sich über 200 Hektar an den Ausläufern des Apennins von Modena und schützt den größten und eigentümlichsten Salse-Komplex in der Region. Die "Salse", die als pseudovulkanische Phänomene gelten, sind Emissionen von kaltem Schlamm, der durch das Aufsteigen von Wasser marinen Ursprungs entsteht, das mit Kohlenwasserstoffen (Methan und Erdöl) vermischt ist, die durch Verwerfungen im Boden an die Oberfläche gelangen und den Ton auflösen, wodurch die typischen kegelförmigen Formationen entstehen.
Das Naturschutzgebiet Salse di Nirano bietet mit seinem Netz von 13 ausgestatteten Wegen und Lehrpfaden, die für alle, auch für Behinderte und Sehbehinderte, zugänglich sind, im Sommer die Möglichkeit zu zahlreichen Spaziergängen und Ausflügen in die Natur.
Das Grabmal von Ciro Menotti, Patriot und Märtyrer
Ciro Menotti war ein Patriot des Risorgimento, der sich dem revolutionären Geheimbund Carboneria anschloss und deshalb 1831 verhaftet und zum Tode durch den Strang verurteilt wurde. Er gilt als einer der ersten, der die Freiheit für Modena und die Einheit Italiens unter einer Flagge anstrebte. Sein Leichnam wurde auf dem Friedhof von Spezzano beigesetzt und erst 1929 in ein Grabdenkmal in der Kirche von Spezzano umgebettet. Die Kapelle im Renaissancestil ist mit vielfarbigem Marmor verkleidet und zeigt die Wappen der Gemeinden Carpi, Modena und Fiorano, in denen Menotti geboren wurde, lebte und starb.