„Ein Fahrrad bedeutet die Freiheit, umherzustreifen“, sagte Lance Armstrong.
Diese Route führt in 48 Stunden durch zwei Städte der Emilia-Romagna, die schon auf den ersten Blick begeistern: Ferrara und Ravenna auf zwei Rädern zu genießen ist die Freiheit sich mit einem Lächeln im Gesicht fortzubewegen, während einem der Wind durch die Haare weht, und dabei etwas aus der Puste zu kommen.
Ausgangspunkt ist Ferrara, nicht umsonst „Stadt der Fahrräder“ genannt. Aber Ferrara hat nicht nur einen sehr treffenden Beinamen, sondern wurde auch von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Renaissance erkoren. Dafür gibt es viele Gründe, und wenn Sie durch das Gewirr von Straßen mit einer glorreichen Vergangenheit fahren, werden Sie verstehen, warum!
Castello Estense: das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt, dessen Grundstein am 29. September 1385 vom Markgrafen Nicolò II. d’Este gelegt wurde, gilt heute als Symbol der Macht und des Gleichgewichts einer der bedeutendsten und aufgeklärtesten europäischen Herrschaften. Die Ereignisse, Taten, Liebesaffären und Launen zahlloser Persönlichkeiten innerhalb der imposanten Mauern sind noch heute als Teil des kulturellen Erbes überliefert.
Nach ein paar Schritten erreicht man vom Castello Estense aus die Kathedrale von Ferrara: Sofort ins Auge fällt die weiße Marmorfassade mit der schönen Loggia, in deren Mitte der heilige Georg beim Töten des Drachen dargestellt ist. Von hier aus sind es nur wenige Schritte (man kann das Fahrrad stehen lassen) bis zur Piazza Trento Trieste, die aufgrund ihrer Funktion als Obst- und Gemüsemarkt auch heute noch das Zentrum der Stadt ist und ihrem alten Namen „Piazza delle Erbe“ (Kräuterplatz) nach wie vor gerecht wird. Heute ist sie auch das ganze Jahr über Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen.
Es ist Zeit, sich wieder auf das Fahrrad zu schwingen und die Via delle Volte zu befahren, eine 2 km lange Kopfsteinpflasterstraße, die quer durch Ferrara führt. Dank ihrer seltenen und romantischen und an alte Zeiten erinnernden Atmosphäre eignet sie sich perfekt zum Radfahren.
Es bleibt noch Zeit, den Palazzo dei Diamanti zu besuchen, einen der renommiertesten Paläste der Emilia-Romagna, der nicht nur wegen der Schönheit und Einzigartigkeit seiner Außenarchitektur, sondern auch wegen der Qualität der dortigen Kunstausstellungen berühmt ist. Es ist nicht schwer zu erraten, woher der Palast seinen Namen hat: Die Fassade ist mit 8500 rosa gestreiften Blöcken aus weißem Marmor verkleidet. Die prächtige Komposition sorgt für ungewöhnliche Perspektiven und Lichteffekte.
Ohne eine Radtour auf der Stadtmauer wäre dieser erste Tag wäre jedoch nicht komplett: Die Route führt fast neun Kilometer auf dem Mauerring um das historische Zentrum herum und zeichnet so eines der beeindruckendsten Verteidigungssysteme des Mittelalters und der Renaissance nach.
Auf so viele zurückgelegte Kilometer muss man anstoßen!
Wo? Natürlich in „Al Brindisi“, dem ältesten Weinlokal der Welt, das Nikolaus Kopernikus, Torquato Tasso und Ludovico Ariosto zu ihren berühmtesten Kunden zählt.
Am zweiten Tag geht es weiter nach Ravenna, wo nicht weniger als acht Monumente auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes stehen. Dies ist der Geschichte zu verdanken, die sich hier abgespielt hat. Davon zeugen die Basiliken und Baptisterien, in denen das reichste Mosaikerbe der Menschheit aus dem 5. und 6. Ravenna war die Hauptstadt dreier Reiche: des Weströmischen Reichs, des Gotenkönigs Theoderich und des Byzantinischen Reichs in Europa.
Der erste Halt an diesem neuen Tag ist die Basilika Sant'Apollinare Nuovo, nicht zu verwechseln mit der Basilika Sant'Apollinare in Classe, die sich außerhalb des Stadtzentrums, 8 km von Ravenna entfernt, befindet. Sant'Apollinare Nuovo beherbergt den weltweit größten Zyklus neutestamentlicher Mosaike, der in drei verschiedene Bänder unterteilt ist: Das oberste Band erzählt das Leben Christi, das mittlere ist den Heiligen und Propheten gewidmet, und das untere zeigt den berühmten Palast des Theoderich.
An dieser Stelle ist es an der Zeit, dem Faden der in der Stadt verstreuten Mosaike zu folgen und zum Mausoleum der Galla Placidia zu radeln. Wenn man sich ihm nähert, kann man sich nicht vorstellen, dass die von außen so schlichten Mauern auf wenigen Quadratmetern einen prächtigen und magnetischen Mosaikzyklus umschließen, der zu den ältesten in Ravenna gehört. Das Thema der Mosaike ist in der Tat der Sieg des Lebens über den Tod. Vor allem der Sternenhimmel, der auf dem Gewölbe abgebildet ist, ist beeindruckend. Es scheint, dass selbst Cole Porter davor nicht gefeit war: Der Legende nach war es der Sternenhimmel des Mausoleums, der ihn zu dem Lied Night and Day inspirierte.
Nach ein paar Pedaltritten kann man zur Basilika San Vitale weitergehen, einem achteckigen Tempel, in dem die Mosaikkunst im Antlitz der Theodora ihren höchsten Ausdruck findet. Es lohnt sich jedoch, den Blick für einen Moment von ihr abzuwenden und ihn auf den Boden zu richten, wo eine Reihe konzentrischer Kreise ein Labyrinth darstellt, das den Weg von der Sünde zur Läuterung symbolisiert. Hier eine kleine Hilfestellung, falls Sie den labyrinthischen Weg selbst ausprobieren möchten: Sie beginnen in der Mitte, den Rest müssen Sie selbst entdecken!
Die letzte Etappe ist die eigentliche Krönung dieser Radtour: Wie bereits erwähnt, ist die Strecke nach Sant’Apollinare in Classe vom Zentrum Ravennas aus etwa 8 km lang. Sie wollen doch jetzt nicht aufgeben, oder?
Die Belohnung: Der Anblick der imposantesten und majestätischsten Basilika von Ravenna, deren Mosaike das Antlitz Jesu inmitten eines Sternenhimmels und einer grünen, paradiesischen Landschaft mit Felsen, Bäumen, Blumen, Lämmern und bunten Vögeln darstellen, zwischen denen feierlich die Figur des Heiligen Apollinaris, des ersten Bischofs von Ravenna, steht.
Sie werden sprachlos sein. Aber denken Sie daran ... das Rad bringt Sie am besten dorthin!