Entlang der Provinzstraße Val Nure, zwischen Podenzano und Vigolzone, liegt das bezaubernde Dorf Grazzano Visconti, das 1986 von der Region Emilia Romagna als "Kunststadt" anerkannt wurde und wo die Zeit im Mittelalter stehen geblieben zu sein scheint.
Die Geschichte von Grazzano war jahrhundertelang mit der Familie Anguissola verbunden, aber es war Giuseppe Visconti di Modrone, ein genialer und kultivierter Mailänder Adliger, der Anfang des 19. Jh. beschloss, ein malerisches Dorf mit mittelalterlichem Aussehen zu schaffen.
Ein seltenes Beispiel für die revivalistische Architektur (die in Europa zwischen dem 19. und 20. Jh. in Mode war), kombiniert mit einer Leidenschaft für die Szenografie und der Liebe zur Tradition. Das macht es dem Besucher heute möglich, sich um mindestens 700 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt zu fühlen.
Das Dorf, das auch heute noch bewohnt ist, kann das ganze Jahr über besucht werden; besonders attraktiv ist ein Besuch anlässlich der Veranstaltungen in mittelalterlichen Kostümen im Frühjahr und Herbst oder in der Adventszeit, wenn die Weihnachtsmärkte organisiert werden.
Das Dorf selbst ist einen Besuch wert, mit seinen engen weißen Gassen, kleinen Häusern mit Fresken an den Fassaden, Arkaden, Statuen usw.
Die Pfarrkirche der Heiligen Cosmas und Damian (frühchristliche Zwillingsbrüder) ist das älteste Gebäude des Dorfes, auch wenn sie ihr heutiges Aussehen einer Renovierung im 17. Jh. verdankt. Im Innern befindet sich die Kapelle Unserer Lieben Frau von Lourdes mit zahlreichen Votivgaben.
Auf der Piazza del Biscione befinden sich der Palast der Institution, das Albergo del Biscione und der Brunnen.
In der sog. Cortevecchia befindet sich ein kleines Museum für landwirtschaftliche Geräte unter einem langen Säulengang und die Statue von Aloisa, dem berühmten Gespenst von Grazzano Visconti.
Das Wachsfigurenkabinett beherbergt Statuen von Persönlichkeiten, die mit der Geschichte der Provinz Piacenza verbunden sind und während der Führung erklärt werden.
Das kleine, aber vollständige Foltermuseum ist im Palazzetto dell'Istituzione untergebracht. Die Folterinstrumente werden von erklärenden Tafeln begleitet. Neben dem Museum befindet sich ein Escape Room mit dem Thema "Inquisition".
Die kleinen bewohnten Häuser können nicht besichtigt werden, aber die zahlreichen Kunsthandwerks- und Souvenirläden sind das ganze Jahr über, an Wochenenden und an Feiertagen geöffnet.
Die Burg und ihr historischer Park
Die Burg, die sowohl als Wohnsitz als auch als Verteidigungsanlage diente, geht auf das Jahr 1395 zurück. Die Burg wurde von Giuseppe Visconti di Modrone vollständig renoviert und nach dem eklektischen Geschmack der Zeit umdekoriert und ist heute im Besitz der Erben des Herzogs.
Die prächtige Burg kann von März bis Oktober gegen eine Eintrittsgebühr und mit Führung besichtigt werden. Für Einzelpersonen ist das Schloss an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen geöffnet, während Gruppen einen Besuch zu den von ihnen gewünschten Tagen und Uhrzeiten buchen können.
Die Führung umfasst den Innenhof, die reich ausgestatteten Prunkräume im Erdgeschoss (Ehrensaal, Bibliothek, Speisesaal) und die Schlafzimmer im ersten Stock.
Der von Giuseppe Visconti entworfene Schlosspark erstreckt sich über etwa 15 Hektar. Er ist ein Ort der Entspannung und des Vergnügens, mit einem Garten, der teils im englischen, teils im italienischen Stil angelegt ist. Statuen, Vasen, Säulen, Springbrunnen und natürlich eine Vielzahl von Bäumen und Sträuchern schmücken die Freifläche. Das Haus der kleinen Mädchen sieht aus wie aus einem Märchen.
Der Park kann gegen eine Eintrittsgebühr sowohl von Einzelpersonen als auch von Gruppen auf verschiedene Weise besucht werden.
Tortelli con la coda (De.Co. (denominazione comunali d'origine = komunale Ursprungsbezeichnung) der Gemeinde Vigolzone) und Pissarei e fasö (Eintopf aus Pasta und weißen Bohnen), die kulinarischen Spezialitäten dieser Gegend, können in allen Restaurants gekostet werden
Der Stolz der lokalen Gastronomie sind die DOP-Wurstwaren aus Piacenza wie Salami, Coppa (Schweinenacken) und Pancetta (luftgetrockneter Speck), die man mit oder ohne Chisolini (kleine salzige Krapfen in verschiedenen Formen und Größen, die aus ausgerolltem Brotteig hergestellt, geschnitten und in Schweineschmalz ausgebacken werden) probieren und sich zusammen mit D.O.C.-Weinen aus den Hügeln von Piacenza, vor allem dem berühmten Gutturnio, zu Gemüte führen kann.
Der historische Umzug am letzten Sonntag im Mai, ein Event in mittelalterlichen Kostümen, ist die traditionellste Veranstaltung.
Zahlreiche weitere Veranstaltungen mit mittelalterlichem oder phantastischem Hintergrund, die für jedermann geeignet sind oder sich insbesondere an Kinder und Jugendliche richten, finden in den Monaten von Frühling bis Herbst statt.
Verde Grazzano (Grünes Grazzano), ein Blumenfest, das am letzten Wochenende im September im Schlosspark stattfindet
Weihnachtsmärkte, die an Wochenenden und anderen festen Terminen von Mitte November bis zum 6. Januar im Dorf stattfinden.
Das Dorf, das für den Verkehr vollständig gesperrt ist, verfügt über zwei große gebührenpflichtige Parkplätze am südlichen und nördlichen Ortseingang.
In der Nähe von Grazzano Visconti gibt es zahlreiche Weinberge, und nicht weit davon entfernt liegen das Dorf und die Burg von Rivalta (17 km) im Trebbia-Tal.
Grazzano Visconti ist das Tor für Entdeckungsreisen in die unberührten Landschaften des Nure-Tals, wie z. B. die Wasserfälle von Perino bei Calenzano (36 km), die Seen von Moo, Nero und Bino, die alle eiszeitlichen Ursprungs sind und sich in der Nähe von Ferriere (45 km) befinden.
Außerdem kann man die Ortschaften Vigolzone (2 km), Ponte dell'Olio (8 km), Bettola (20 km) und Farini (29 km) besuchen, vor allem während ihrer traditionellen Dorffeste ("Sagre").