Piacenza ist eine diskrete Stadt, die häufig wertvolle Artefakte und künstlerische Meisterwerke aus der Renaissance und Moderne hinter "Vorhängen" aus Gips und Ziegelsteinen verbirgt.
In den Sammlungen des Palazzo Farnese befindet sich der berühmte Fegato Etrusco, ein Bronzemodell einer Schafsleber, die wahrscheinlich von Haruspices (Wahrsagern) zum Lesen der Zukunft verwendet wurde.
In der Gemäldegalerie befindet sich Botticellis Tondo, das eine Madonna bei der Anbetung des Jesuskindes im Beisein von Johannes dem Täufer zeigt.
In der Galerie Ricci Oddi für moderne Kunst kann man das Ecce Puer von Medardo Rosso bewundern, ein in Wachs festgehaltener Moment des Lebens, sowie das in den 1990er Jahren gestohlene und im Dezember 2019 wiederentdeckte Frauenbildnis von Gustav Klimt, ein Werk aus der letzten Schaffensperiode des Künstlers, hinter dem sich ein Porträt aus den frühen 1910er Jahren verbirgt.
Im Kollegium Alberoni, in den intimsten Räumen der Wohnung des Kardinals, wird das Ecce Homo von Antonello da Messina aufbewahrt, ein Werk aus den Jahren 1473-75, das die ganze Meisterschaft und Reife dieses Künstlers zum Ausdruck bringt.
Eine Etappe, die man früh am Morgen angehen sollte, mit frischem Geist und bereit, sich von den zahlreichen Kunstwerken beeindrucken zu lassen, ist Ricci Oddi Galerie für moderne Kunst.
Die Galerie entstand aus der Schenkung der eigenen Kunstsammlung durch Giuseppe Ricci Oddi an die Stadt. Der Sammler beauftragte den Architekten Giulio Ulisse Arata, der auch sein Berater für Kunstankäufe war, einen Raum zu finden und eine Galerie zu entwerfen, in der die zahlreichen Werke von Ricci Oddi untergebracht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten. Arata realisierte das Projekt auf dem Gelände eines alten Klosters, wobei er in der neuen Architektur ein Raumkonzept beibehielt, das an das bereits bestehende Gebäude erinnerte.
Die Sammlung zeigt einen Querschnitt durch die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, mit einer klaren Vorliebe für italienische Kunst und einige ausländische Werke. Zu den bekanntesten Künstlern gehören Boccioni, Casorati, Fattori, Hayez, Pellizza da Volpedo, Previati und Segantini. Zwei Meisterwerke sind besonders hervorzuheben: eine Skulptur von Medardo Rosso und ein Gemälde von Gustav Klimt.
Medardo Rosso stellt Skulpturen her, die flüchtige Momente des wirklichen Lebens in das oft unkonventionell gewählte Material einprägen. So scheint der in der Galerie ausgestellte Wachskopf des Ecce Puer die Erscheinung eines Kindergesichts hinter einem Vorhang darzustellen. Die Besonderheit des Werkes ist zweifellos das Material.
Gustav Klimt kam 1925 dank Arata mit zwei Werken in die Sammlung Ricci Oddi: der Zeichnung eines alten Mannes und dem Gemälde Bildnis einer Dame.
Dieses Bild war in eine immer noch geheimnisumwobene Affäre verwickelt. 1996 machte ein Student den Direktor auf eine starke Ähnlichkeit zwischen dem in der Galerie ausgestellten Gemälde und einem anderen, als verschollen geltenden Gemälde von Klimt mit dem Titel Backfisch (Kleines Mädchen) aufmerksam.
Röntgenaufnahmen des Gemäldes bestätigten das Vorhandensein eines anderen Werks unter dem aktuellen Gemälde. Sofort wurde eine Ausstellung im Palazzo Gotico im Zentrum von Piacenza geplant, doch kurz vor der Eröffnung wurde das Gemälde aus dem Museum gestohlen.
Nach jahrelangen Ermittlungen konnte es nicht gefunden werden, doch am 19. Dezember 2019 tauchte ein Gemälde mit demselben Motiv aus einem Müllsack auf, der in eine Falltür vor der Galerie gestopft war. Bis heute sind die Täter des Diebstahls nicht bekannt. Das Meisterwerk ist jedoch endlich in die Galerie zurückgekehrt, wo es nun in seiner ganzen Schönheit bewundert werden kann.
Die Städtischen Museen von Piacenza sind im alten Palast der Herzöge von Piacenza, dem Palazzo Farnese, untergebracht.
Der Palazzo Farnese wurde im Laufe der Geschichte mehrmals einer anderen Nutzung zugeführt und öffnete beispielsweise seine Türen für Armeen und nach dem 2. Weltkrieg auch für Bürger von Piacenza, die kein Zuhause mehr hatten.
Mit Fresken, die aus stillgelegten Kirchen entfernt wurden, Keramiken, Waffen, Kutschen, Gemälden und archäologischen Funden hat das künstlerische und kulturelle Erbe einige herausragende Stücke bewahrt.
Der unbestrittene Star unter den archäologischen Sammlungen ist zum Beispiel die sog. etruskische Leber, ein ebenso kleines wie wertvolles Objekt, das in einem Ort außerhalb von Piacenza (Settima di Gossolengo) von einem Bauern beim Pflügen eines Feldes gefunden wurde.
Es handelt sich um die bronzene Nachbildung einer Schafsleber, über deren Funktion und tiefere Bedeutung noch heute geforscht wird. Die am meisten unterstützten Hypothesen besagen, dass es sich um eine Erinnerung oder einen Gegenstand für die Ausbildung der Haruspices handelte, d. h. der Priester, die mit der Vorhersage der Zukunft durch die Eingeweide von Opfertieren beauftragt waren.
Wenn man vom Untergeschoss zum Piano Nobile aufsteigt, befindet sich in einem reservierten Raum des Palazzo Farnese das Tondo von Botticelli.
Das Tafelbild des berühmten Künstlers der florentinischen Frührenaissance zeigt die Jungfrau im Profil, die sich dem Kind zuwendet, das nackt auf einer Wiese in Begleitung von Johannes (dem Täufer im jugendlichen Alter) liegt.
Willkommen im Collegio Alberoni, einer renommierten und bedeutenden Einrichtung in der Stadt Piacenza seit 1751.
Das Kolleg diente schon immer der Ausbildung zukünftiger Priester und verfügt über ein reiches Erbe an Kunst und Kultur.
Jeden Sonntagnachmittag, in der Regel um 16.00 Uhr, kann der etwa 3 km vom Stadtzentrum entfernte Komplex besichtigt werden; ansonsten kann unter der Woche eine Führung gebucht werden. Es enthält zahlreiche Gemälde, sakrale Gegenstände und Wandteppiche aus den Residenzen (in Rom und Piacenza) von Kardinal Giulio Alberoni, dem Gründer des Komplexes.
Unter diesen Gemälden sollte man sich das Ecce Homo von Antonello da Messina nicht entgehen lassen, ein unschätzbares Werk aus der zweiten Hälfte des 15. Jh.