Die Weinherstellung in der Emilia-Romagna hat jahrtausendealte Wurzeln: Schon bevor die Römer die Kunst der Weinbereitung perfektionierten, wurde Wein aus wilden Trauben hergestellt, denen im Übrigen auch therapeutische Eigenschaften zugeschrieben wurden.
Heute werden die gesundheitsförderdernden und antioxidativen Eigenschaften des Weins immer weiter erforscht, sicher ist jedoch, dass dieses Getränk für gute Laune und Geselligkeit sorgt.
Könnte dies das Geheimnis der berühmten Gastfreundschaft der Romagna sein?
Hier also eine Route, die Sie zu drei Orten führt, an denen sich Gastfreundschaft auf Wein reimt!
Alles beginnt in Bertinoro, Balkon der Romagna und auch Weinstadt: Hier wird nämlich im November der Europäische Tag der Weinstädte mit der außerordentlichen Eröffnung des Informationspfads "Sapere di Vino", der Riserva Storica dei Sangiovesi di Romagna und der Kellereien des Weinkonsortiums Bertinoro gefeiert.
Die erste Etappe besteht also zunächst aus dem Eintauchen in diese Landschaft aus Weinbergen, die die umliegenden Hügel bedecken. Besonders berühmt ist Bertinoro für seinen Albana. Es handelt sich um einen Weißwein aus autochthonen Rebsorten der Romagna, der als erster Weißwein in Italien die DOCG-Zertifizierung erhalten hat, ein Ereignis, das noch heute mit der Albana-Glocke gefeiert wird, einer wunderschönen Glocke, die zu einem der beliebtesten und am meisten bewunderten Symbole der Stadt geworden ist und sich auf der Terrasse der Enoteca "Ca' de Bé" befindet.
Typisch für die Gegend sind auch der Rotwein Sangiovese, der perfekt zu den typischen Passatelli in Brodo passt, sowie der Weißwein Pagadebit und der jung getrunkene, liebliche Cagnina di Romagna, alles lokale Weine, die dank des Bestrebens der Winzer, sie zu erhalten und zu verbessern, überlebt haben.
Die Entdeckungsreise geht in der Altstadt von Bertinoro weiter, wo es an Erinnerungen an den Wein nicht mangelt: Auf der Strada della Vendemmia (Straße der Weinlese) kann man sieben Gemälde von sieben lokalen Malern bewundern, die wichtige Momente der Weinherstellung zeigen. Nach dem Spaziergang durch diese Straße gelangt man auf eine historische Kopfsteinpflasterstraße, die Via Vendemini, die zur Piazza della Libertà führt: Hier steht die "Colonna delle Anella" (Säule der Ringe), das uralte Symbol der Gastfreundschaft von Bertinoro und Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und Traditionen dieser Stadt.
Und besonders wegen der herrlichen Aussicht von der Piazza della Libertà hat Bertinoro den Beinamen Balkon der Romagna mehr als verdient: Von hier aus kann man den Blick bis zur Adriaküste schweifen lassen und dabei ein gutes Glas Wein und eine Piadina (das typische Fladenbrot der Romagna) genießen.
Die Reise geht weiter mit einem Halt in Santarcangelo di Romagna, einem mittelalterlichen Ort auf dem sog. Jupiterhügel (Colle di Giove), der von antiken Tuffsteingrotten durchzogen wird, in denen ursprünglich, nach Meinung vieler, vor allem Wein gelagert wurde.
Schon dieser erste Hinweis macht neugierig auf den Wein, der auf diesen sanften Hügeln produziert wird und dem die Nähe des Meeres wertvolle salzige Noten verleiht. Der zweite Hinweis auf seine Weintradition ist seine Zugehörigkeit zum Anbaugebiet "Colli di Rimini DOC", in dem z. B. der fruchtige, samtige Weißwein Rebola und der Biancame mit seinem charakteristischen blumigen Bouquet produziert werden.
Auf den Tischen von Santarcangelo stehen jedoch der Rotwein Sangiovese und der Weißwein Trebbiano di Romagna im Vordergrund, die hervorragend zur typischen Piadina und zu anderen traditionellen Gerichten wie Strozzapreti, Pappardelle, Maltagliati, traditionellen Suppen und "Pollo alla cacciatora" (Huhn nach Jägerart) passen.
Das Angebot an kulinarischen Genüssen ist in Santarcangelo unendlich groß, und man sollte sich am besten auf die Ratschläge der Wirte verlassen, um nicht vor lauter Unentschlossenheit vor den Speisekarten verrückt zu werden. Bevor man diese faszinierende Stadt verlässt, sollte man noch einen Abstecher in das Museo Etnografico degli Usi e Costumi della Gente di Romagna (MET) machen, in dem Zeugnisse des Territoriums und seiner volkstümlichen Traditionen, insbesondere der bäuerlichen Arbeit, gesammelt und aufbewahrt werden.
Die letzte Station ist Dozza, ein Muss auf einer Route, deren Leitmotiv die Verkostung der besten Weine der Emilia-Romagna ist. In den eindrucksvollen Gewölben der Burg von Dozza befindet sich die Enoteca Regionale Emilia Romagna: Eine Schatztruhe mit einem riesigen Angebot von mehr als 1.000 ausgewählten Weinen aus der ganzen Emilia-Romagna, die nach dem Kriterium ihrer Kombinationsmöglichkeiten mit Speisen sortiert sind.
Aber das ist noch nicht alles: In der Enoteca Regionale gibt es auch eine Weinbar, in der Sie an Verkostungen teilnehmen können, die von professionellen Sommeliers durchgeführt werden. Danach werden die Aromen und Geschmacksnoten der besten Weine der Emilia-Romagne für Sie kein Geheimnis mehr haben!
Apropos Geschmack... Dozza liegt an der Strada dei Vini e Sapori Colli d'Imola (Wein- und Spezialiätenstraße der Hügel von Imola): Das bedeutet, dass die Ess- und Weinkultur ein wesentlicher Bestandteil der Erfahrung einer Reise in diesen Ort ist. Von Tagliatelle über Garganelli bis hin zu Tortelli di Ricotta mit Butter und Salbei zeugen hier all diese Pastasorten, die ausschließlich aus handgemachtem Pastateig hergestellt werden, von einer seit Generationen überlieferten Tradition.
Außerdem fällt in Dozza sofort auf, dass die gesamte Altstadt ein wahres Freilichtmuseum ist, in dem die Kunst der Murales (Wandmalereien) das Stadtbild in eine Abfolge von Farben verwandelt hat, die sich auf den Fassaden der Häuser und Gebäude fortsetzen und jeden Winkel mit Licht und verschiedenen Stilen erfüllen. Ein Spaziergang durch die farbenfrohen Straßen und über die Plätze von Dozza ist die beste Art und Weise, diese Entdeckungsreise zu den Weinterrassen abzuschließen!