Der Besuch eines Dorfes ist eine Erfahrung, die Reisende an einen Ort versetzt, wo lokale Identität, altes Wissen und das Zusammenleben eine große Rolle spielen und die Zeit langsamer zu vergehen scheint als anderswo. Im Dorf ist alles in Reichweite, von der Kunst über die Geschichte bis hin zur Möglichkeit, mit den Bewohnern in einen Dialog zu treten.
Wenn es um Dörfer in der Emilia Romagna geht, hat die Region eine Menge zu bieten. Von den Hügeln bis zum Meer ist die Gegend von traditionsreichen Städtchen durchzogen, in denen ein Schatz an altem Wissen gerne an jüngere Generationen weitergegeben wird. Wo soll man anfangen?
Einen ersten Orientierungspunkt bietet das Netz der schönsten Dörfer Italiens („Borghi più belli d’Italia“), von denen sich 14 in der Region befinden. Jedes Dorf hat seine eigene Identität, doch alle eint ein besonderer Charme. Auf dem Weg nach Norden in der Romagna führt uns der Weg zunächst nach Montegridolfo an der Grenze zu den Marken. Das kleine Städtchen ist von Olivenbäumen, Weinbergen und Lorbeerbäumen umgeben und ideal, um dem Alltag zu entfliehen.
Wir befinden uns hier im Burgenland der Signorie der Malatesta- und Montefeltro-Familien, zu denen vier der schönsten Dörfer Italiens gehören: Montefiore Conca mit seiner quadratischen, über den Hügeln thronenden Festung, San Giovanni in Marignano, die „Kornkammer der Malatesta“, San Leo mit seiner beeindruckenden Festung über dem Marecchia-Tal und Verucchio, die Wiege der etruskischen Villanovakultur. Wenn man weiter in den Apennin hinauffährt, kommt man nach Bagno di Romagna, das nicht nur wunderbare Wellness-Angebote mit Thermalwasser sondern auch die schöne Natur des Nationalparks Parco Nazionale delle Foreste Casentinesi Monte Falterona e Campigna zu bieten hat. Weiter unten im Tal fasziniert Bertinoro mit seinen wunderschönen Aussichten, die ihm den Titel „Balkon der Romagna“ eingebracht haben, und bezaubert mit seinen hervorragenden Weinen.
In den Hügeln der Provinz Ravenna liegt das malerische Brisighella, das wegen seiner charakteristischen Via degli Asini (Eselstraße) bekannt ist und in dem das native Olivenöl extra Brisighella DOP hergestellt wird. Das nördlichste Dorf der Romagna ist Bagnara di Romagna mit seiner perfekt erhaltenen mittelalterlichen Festung.
Auf halbem Weg zwischen der Emilia und der Romagna liegt Dozza, eine kleine Freiluftgalerie mit Murales an den Hauswänden, in der alle zwei Jahre die Veranstaltung „Biennale del Muro Dipinto“ stattfindet, und wo sich in der Burg der regionale Weinkeller „Enoteca Regionale dell'Emilia Romagna“ befindet. Nächster Halt auf der Rundreise durch die Dörfer der Emilia ist Fiumalbo, das im Naturpark Frignano, unweit des Monte Cimone gelegen ist, und Gualtieri, wo man die mit dem Maler Antonio Ligabue verbundenen Orte besuchen kann.
Die übrigen fünf Dörfer, die zwischen Parma und Piacenza liegen, gehören auch zu den Castelli del Ducato (Burgen des Herzogtums), das diese Gebiete bis zur Vereinigung Italiens umfasste. Die Rede ist von Castell’Arquato mit seiner Rocca Viscontea, Bobbio mit der legendären „Teufelsbrücke“, Compiano mit seiner Burg, von Montechiarugolo mit seinem mächtigen Kastell an den Hängen des toskanisch-emilianischen Apennins und schließlich Vigoleno mit seinem perfekt erhaltenen mittelalterlichen Dorfkern.
Weitere Ideen für die Erkundung der Dörfer der Emilia Romagna bietet das Siegel „Bandiera Arancione“ (orange Fahne) des Touring Club, das an Orte vergeben wird, die sich durch die Qualität ihrer Tourismusinfrastruktur auszeichnen. Zu diesem Netz gehören Fontanellato und Busseto in der Provinz Parma, Castelvetro di Modena, Fanano und Sestola in der Provinz Modena, Pieve di Cento in der Provinz Bologna, Bagno di Romagna, Castrocaro Terme und Terra del Sole, Longiano, Monteleone, Portico di Romagna, San Benedetto in Alpe und Premilcuore in der Provinz Forlì-Cesena und schließlich Montefiore Conca und Pennabilli in der Provinz Rimini.
Die äußerst interessante Rundstrecke „Borghi Autentici dell’Emilia Romagna“ führt durch die authentischen Dörfer der Region. Diese Gruppe von Orten bemüht sich um eine nachhaltige lokale Entwicklung und die Aufwertung ihrer Identität. In der Emilia Romagna gibt es sechs dieser Orte: Berceto an der Via Francigena, das von Weinbergen umgebene Savignano sul Panaro, der Weinort Bertinoro, Modigliana nahe der Grenze zur Toskana, Predappio, mit seiner mittelalterlichen Altstadt und der rationalistischen Architektur der Neustadt, und der aus 15 Dörfern bestehende Zusammenschluss von Gemeinden in der Romagna rund um Forlì.
Nähern wir uns zum Schluss unseres Überblicks über die Dörfer der Emilia Romagna der Adriaküste (Riviera Romagnola) an. Hier treffen wir auf die maritimen Dörfer, eine Ansammlung von faszinierenden Orten, die sich entlang der Adriaküste aneinanderreihen und reich an Traditionen sind, die mit der Fischerei und der Schifffahrt verbunden sind.